Plenarvorträge und Workshops

 

Univ.-Prof. Dr. Teresa Hiergeist, Universität Wien

Vortrag: Chamäleon Romanistik. Herausforderungen und Chancen eines diversen Fachs

Auch wenn das Chamäleon eine häufig bediente Metapher ist, wenn es um die Thematisierung von Vielgesichtigkeit und Wandlungsfähigkeit geht, zur Romanistik scheint es in besonderer Weise zu passen: Nicht nur ist es mit der Kulturgeschichte der Romania aufs engste verflochten – es hat die spanischen Kolonisatoren der ersten Stunde befremdet und fasziniert, Pico della Mirandola zur Formulierung seiner Idee der menschlichen Würde inspiriert, den französischen Salonaristokraten als Identifikationsfigur gedient und nicht wenige Gegenwartsautor:innen zur Romanproduktion angeregt –  auch scheinen entscheidende wesensmäßige Übereinstimmungen zwischen ihm und der Disziplin zu bestehen. Höchste Zeit also, sich die Frage zu stellen, was die Romanistik vom Chamäleon und das Chamäleon von der Romanistik lernen kann. Natur- und kulturgeschichtliche Diskurse um das Schuppenkriechtier zum Ausgangspunkt nehmend, reflektiert der Vortrag über die Verortung des Fachs ‚Romanistik‘ innerhalb der Geisteswissenschaften und diskutiert seine Funktion und Legitimität innerhalb der globalisierten Migrationsgesellschaften.

 

 

Ass.-Prof. Mag. Dr. Albert Wall, Universität Wien

Vortrag: Semantische Variation und Dialektsemantik: Potentiale und Herausforderungen einer wenig beachteten Dimension sprachlicher Diversität

Das Interesse an sprachlicher Diversität, ausgehend von traditionellen dialektologischen Studien bis hin zur aktuellen varietätenlinguistischen Forschung, hat maßgeblich zur Herausbildung, Profilierung und zum Ansehen der Romanistik beigetragen. In meinem Vortrag werde ich dieses Potential für die Dimension der semantischen Variation diskutieren.
Während dieses Potenzial für alle Bereiche der sprachlichen Strukturierung von Phonetik bis Syntax mittlerweile evident ist, gilt es im Bereich der Semantik zunächst einige Herausforderungen zu überwinden. Es stellen sich methodische, empirische und nicht zuletzt theoretische Fragen: Wie kann man semantische Variation erfassen? Wie stabil ist sie,
inwiefern lässt sie sich systematisieren, und welchen Erkenntnisgewinn verspricht ihre Erforschung? Allen diesen Fragen werde ich auf der Grundlage von Fallstudien aus der Iberoromania nachgehen und damit ein vielversprechendes aber bisher wenig bearbeitetes Forschungsgebiet umreißen.

 

Dr. Christoph Müller, Ibero-Amerikanisches Institut Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Workshop: Digitalisierung von zweidimensionalem Kulturgut. Theorie und Praxis.

Es ist mittlerweile Standard, dass wissenschaftliche Bibliotheken Buchscanner bereitstellen, mit denen die Nutzer:innen selber digitale Kopien aus Büchern und von Zeitschriftenaufsätzen herstellen können. Auch bieten Handys oder transportable Scanner die Möglichkeit, bei einem Bibliotheks- oder Archivbesuch schnell und einfach solche Kopien herzustellen. Die dabei entstehenden Bilddateien geben zwar meist den Inhalt wieder. Ihre sonstige Qualität ist aber häufig eher gering. Um sie zu publizieren oder eine qualitativ hochwertige OCR-Erfassung durchzuführen, die beispielsweise eine Grundvoraussetzung für automatische Textanalysen ist, sind sie in der Regel ungeeignet.
Eine wissenschaftlichen Ansprüchen entsprechende Nachnutzung von gescannten Texten oder gedruckten Bildern erfordert eine professionelle Digitalisierung, in der standardisierte Scanparameter, Metadatenschemata und Dateiformate eingehalten, hergestellt und nachnutzbar bereitgesellt werden.
In diesem Workshop sollen neben der grundlegenden Erörterung von Begriffen und Konzepten der Analog-Digital-Wandlung anhand von Beispielen und Erfahrungen aus der Digitalisierungspraxis die zentralen Faktoren und Schritte einer professionellen Digitalisierung diskutiert und die wichtigsten Standards vorgestellt werden. Die Teilnehmer:innen werden dabei grundsätzlich in die Lage versetzt, selber Digitalisierungsvorhaben so zu konzipieren, dass möglichst hochwertige, nachnutzbare und austauschbare Digitalisate entstehen.

 

Dr. Jan Oliver Rüdiger, IDS – Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

Workshop: Eigene Korpora aufbauen, auswerten und visualisieren - lexikalisches Hands-on

Im Workshop erfahren Sie, wie sich unterschiedlich (vor-)annotierte Korpora aber auch unannotierte Rohtexte (z. B. aus PDF, Social-Media-Daten, eBooks) mittels CorpusExplorer analysieren lassen. Das Spektrum der Analysen reicht von einfachen Frequenzanalysen über die Analyse von Token-Zusammenhängen (z. B. Kookkurrenzen), N-Gramme bis hin zu Satz-, Text- und Diskursanalysen. Dabei werden auch unterschiedliche Metadaten-Ebenen wie z. B. Autor*innen oder Zeitabschnitte genutzt, um einen kontrastiven Einblick in das Korpus zu erhalten. Im Workshop werden Beispielkorpora bereitgestellt, Sie können aber auch gerne eigenes Material mitbringen und nutzen.